Dr. Mohamed Sanunu

Menschen helfen macht einfach Spaß

Erhielt 2011 ein Stipendium der Dr.-Leo-Ricker-Stiftung.

 

Aufgewachsen in Galiläa in einer palästinensischen Familie, hatte Mohamed Sanunu immer den Traum, Menschen zu helfen. Eigentlich wollte er Herzchirurg werden. Doch dann entdeckte er die Liebe zur Zahnheilkunde. Er verließ Israel für das Studium in Deutschland, arbeitete daneben bis zum Umfallen, um dieses zu finanzieren. Seit ein paar Jahren ist er in Freiburg selbständig mit eigener Zahnarztpraxis, ganz in der Nähe hat er außerdem ein Zahnlabor aufgebaut. Sehr wichtig ist ihm eine sanfte und schmerzfreie Zahnbehandlung, um Patient_innen die Angst zu nehmen. Und er will, dass jeder Mensch sich eine Behandlung leisten kann. Deshalb arbeitet er auch immer wieder ohne Entgelt oder übernimmt bestimmte Leistungen und Materialien auf eigene Kosten.

 

Werdegang

Schon als Schüler für das Studium gearbeitet, um Geld zu sparen

„Ein freies Wochenende haben“ – diese Formulierung war Mohamed Sanunu zeitlebens fremd. Schon als Schüler arbeitete er in Israel am Bau, um Geld für das spätere Studium anzusparen. Nach dem Abitur jobbte er drei Jahre lang in der Gastronomie, sparte weiter an. Sieben Kinder, der Vater LKW-Fahrer: „Wir hatten nie viel Geld zuhause, meine Geschwister wollten auch studieren. Es war klar, dass ich das alleine stemmen muss“, sagt er.

Dann endlich war es soweit. Er startete mit 21 Jahren seine erste Reise überhaupt. Sie führte nach Deutschland an die Universität. Für dieses Land hatte er sich entschieden, weil er in einem christlichen Kibbuz gearbeitet und dort viele Deutsche kennengelernt hatte.

Mohamed Sanunu legte bereits nach einem halben Jahr seine deutsche Sprachprüfung für die Zulassung zur Universität ab. Üblich sind normalerweise 12 Monate oder länger. Zunächst begann er in Münster mit dem Studium der Medizin, wechselte dann nach Freiburg für Zahnmedizin. Er hatte sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: „Ich wollte schnell erfolgreich sein. Mit 30 Jahren wollte ich mein Studium abgeschlossen haben. Und das habe ich geschafft“. Parallel zum Studium jobbte er in der Gastronomie sowie in der Kinderklinik, wo er viele Nachtschichten übernahm. Denn neben dem Lebensunterhalt musste er auch teure Instrumente finanzieren, die im Rahmen seines Zahnmedizinstudiums nötig waren. Studieren und Arbeiten bedeuten Wochenarbeitszeiten von rund 80 Stunden.

 

Das Dr.-Leo-Ricker Stipendium brachte endlich ein bisschen Erholung von dem Druck

Mohamed Sanunu entdeckte das Angebot der Stiftung und bewarb sich erfolgreich. Mit dem 24-monatigen Stipendium konnte er endlich durchatmen und im Studium durchstarten. Er reduzierte seine Jobs und konnte sich nun auf das Examen und die Promotion konzentrieren. „Das war eine unglaublich starke Entlastung“, sagt er im Rückblick. Das Stipendium verhalf ihm zu mehr Sicherheit. Endlich bekam der Begriff „Wochenende“ auch für ihn eine Bedeutung. „Ich bin für dieses Stipendium sehr dankbar“, sagt er und will Deutschland etwas zurückgeben. „Es ist fantastisch, dass jeder hier Chancen hat, um sich zu entfalten. Das werde ich nie vergessen!“

 

Soziales Engagement

Ein gutes Herz haben – eine fast schon antiquierte Redewendung, die Mohamed Sanunu jedoch mit Leben füllt und die auch Teil seiner Erziehung war. Hilfsbereitschaft steht für ihn ganz oben auf der Liste der Prioritäten. In Deutschland und im Ausland hat er sich sozial engagiert. So etwa in Peru in einer finanziell sehr armen Kirchengemeinde. Er schulte mit einem internationalen Team Optiker und Zahnärzte und behandelte Dorfbewohner. Alles kostenlos natürlich. Gearbeitet wurde in der Kirche. „Wir Ärzte haben draußen in Zelten geschlafen“, erzählt er.

Auch sein Praxiskonzept fußt auf einem „guten Herzen“. Er sagt: „Ich behandle jeden Menschen.“ So übernimmt er dann auch immer wieder die Zuzahlungen für Implantate, Materialien und Leistungen, die von den Krankenkassen nicht übernommen werden und die sich nicht jeder leisten kann. Wer nicht versichert ist und kein Geld hat, der kann in den glücklichen Luxus kommen, komplett kostenlos von Mohamed Sanunu behandelt zu werden. So sind bereits viele geflüchtete Menschen bei ihm auf dem Stuhl mit neuen Zahnfüllungen oder neuen Zähnen ausgestattet worden. Ebenso Menschen, die von Transferleistungen leben müssen oder als Studierende ebenfalls nicht in der Lage sind, bestimmte Kosten zu übernehmen. Mohamed Sanunu hat zudem ein eigenes Labor, stellt Implantate, Gebisse etc. selbst her.

 

 

„Vergiss nie die Armen“

Seine moderne und freundlich eingerichtete helle Zahnarztpraxis auf dem ehemaligen Güterbahngelände nimmt jedem Patienten und jeder Patientin schnell die Furcht. Grüne Bilder wirken beruhigend, manche Geräte surren extra leise, damit niemand Angst bekommt. „Alle sollen hier entspannen können“, sagt Mohamed Sanunu.

Er behandelt hier auch seinen Vater, der extra aus Israel angereist kommt. Seine Eltern sind stolz auf ihn. Aber nicht nur, weil er so erfolgreich ist, sondern weil er auch bodenständig und hilfsbereit geblieben ist. Ihre Mahnung lautete schon damals, als er noch Schüler war: „ Pass auf, wenn du mal reich sein solltest. Dann vergiss nie die Armen!“

Demnächst eröffnet er eine weitere Praxis in Freiburg-Kappel. Er sagt: „Ich liebe meinen Job. Menschen helfen ist einfach schön und macht mir Spaß.“

 

www.zahnarztpraxis-gueterbahnhof.de