Felix Mildenberger, Schwarzwälder mit Wahlheimat Hamburg, studierte von 2011-2015 Orchesterleitung an der Musikhochschule Freiburg sowie an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien und beim Aspen Music Festival. Die musikalische Ausbildung hatte zunächst im Alter von sieben Jahren mit Geige und Klavier begonnen. „Eine Karriere war überhaupt nicht geplant“, schmunzelt er, „in unserer Familie gab es keine Profimusiker“. Seine Liebe fürs Dirigieren entdeckte er erst viel später, im deutsch-französischen Jugendorchester. Für die Teilnahme an den Orchesterfreizeiten hatte er immer hochmotiviert geübt. Nur wer bestens vorbereitet war, durfte dabei sein. Auf einer Freizeit in Frankreich ermunterte ihn schließlich der Orchesterleiter, selbst zu dirigieren und die Leitung vorne am Pult einfach mal auszuprobieren. „Das war die Initialzündung“, sagt er. Dies eröffnete ihm eine ganz neue und faszinierende Welt. Die Funktion des Dirigenten hatte ihn begeistert. Gemeinsam mit vielen anderen Menschen Musik zu machen, die Möglichkeit Musik zu gestalten – es hatte ihn damals nicht mehr losgelassen. Er nahm Unterricht im Dirigieren, bewarb sich an der Musikhochschule Freiburg und dann nahm alles seinen Lauf.
„Man muss viel Zeit und Energie investieren für die Musik und für eine Laufbahn als Dirigent“, erzählt Felix Mildenberger, „mir war klar, dass das nur mit maximaler Hingabe und eindeutigem Fokus zu schaffen sein würde. Es ist im Grunde wie ein Hochleistungssport.“ Man müsse in der Musikwelt permanent hart an sich arbeiten, sich sehr bemühen, an Wettbewerben und Projekten teilnehmen und schon während des Studiums viel unterwegs sein, sagt er. „Ich bin sehr dankbar für das Stipendium der Dr.-Leo-Ricker-Stiftung“, so Felix Mildenberger. Dadurch konnte er sich voll auf das Studium konzentrieren und war nicht auf Nebenjobs angewiesen. „Das Stipendium hat mir Freiheit und Flexibilität ermöglicht“, so der junge und vielversprechende Dirigent im Gespräch. Das Stipendium erlaubte ihm den „Luxus“, schon während des Studiums unterwegs zu sein, wichtige Kontakte zu knüpfen, große Dirigenten außerhalb Freiburgs kennenzulernen, Proben und Konzerte zu besuchen, an Meisterkursen und Wettbewerben teilzunehmen und wichtige Erfahrungen als Dirigent zu sammeln.
Dass er seine komplette Zeit einzig dem Studium widmen konnte, zahlte sich aus. Das Stipendium hatte ihm erlaubt, ein solides Fundament aufzubauen und sich bereits während des Studiums einen Namen zu machen. Schon nach dem Bachelor-Abschluss erhielt er in Freiburg an der Musikhochschule einen Lehrauftrag sowie erste Engagements bei Profiorchestern. Sein Fazit: „Ich wäre heute vermutlich nicht da, wo ich jetzt bin, wenn ich Abstriche hätte machen müssen. Das Stipendium war eine deutliche Erleichterung. Die Dr.-Leo-Ricker-Stiftung hat mir sehr viel ermöglicht. Und dafür bin ich sehr dankbar.“
Felix Mildenberger hat während des Studiums selbst ein Orchester mitgegründet und ist bis heute dessen Künstlerischer Leiter. Das gemeinnützige „Sinfonieorchester Crescendo Freiburg“ besteht aus rund 130 angehenden professionellen Musiker_innen und erfahrenen Laien und ist inzwischen fester Bestandteil des Freiburger Musiklebens. Das Sinfonieorchester mit Felix Mildenberger als Chefdirigent veranstaltet jedes Jahr ein Benefizkonzert im Konzerthaus Freiburg. Der Reinerlös kommt etwa der Flüchtlingshilfe zugute oder der Freiburger Kinderklinik oder auch Kindern aus benachteiligten Familien, um diesen den Zugang zu Musikunterricht und Instrumenten zu ermöglichen. Das letzte Konzert im Jahre 2019 begeisterte rund 1.400 Zuschauer_innen.
Das Orchester erarbeitet aber nicht nur anspruchsvolle Programme, sondern bietet ebenso Schülerkonzerte und moderierte Proben an. Felix Mildenberger will der jüngeren Generation einen unmittelbaren Zugang zur klassischen Musik ermöglichen und die Freude am gemeinsamen Musizieren wecken.
Die Auswirkungen von Corona sind auch für ihn zu spüren: Viele geplante Projekte mussten abgesagt, umgeplant oder verschoben werden. Man muss flexibel, geduldig und optimistisch bleiben. „ Die Planungen gehen normalerweise zwei bis drei Jahre im Voraus. Diese Vorlaufzeiten haben sich durch die Pandemie deutlich verkürzt, denn das Virus macht die Planbarkeit sehr schwierig und viele Veranstalter sind eher zurückhaltend aufgrund der gemachten Erfahrungen. Die Freude, nun wieder gemeinsam auf der Bühne zu stehen und für andere Musik zu machen, ist umso größer“, so Felix Mildenberger.
Der schönste Moment beim Dirigieren ist für ihn, wenn alle auf einer Wellenlänge musizieren und miteinander unsichtbar verbunden sind – und wenn Dirigent und Orchester sowie das Publikum plötzlich zu einer Einheit verschmelzen. Ein magischer Moment.